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Creative Learning Center – Projektbericht 1. Halbjahr 2009
Das Creative Learning Center an der Ain Al Sultan Street in Jericho ist im Januar 2009 in sein erstes, volles Projekt-Jahr gestartet. Mit 15 Kindern haben wir begonnen, seither wächst die Schar, die sich von den verschiedenen Aktivitäten anziehen lässt. Das ist für das Team von freiwilligen Helferinnen und Helfern erfreulich und ermutigend und manchmal auch herausfordernd.
Mit der grosszügigen Unterstützung der Aurelis SA haben wir die Miete bis zum 30.6.2009 bezahlt. Ausserdem wurden vier Ventilatoren angeschafft, die die Temperaturen im grossen Raum auf ein erträgliches Mass bringen; die Sommertemperaturen betragen in Jericho zwischen 40 und 50 Grad im Schatten. Für die Kinder war die Anschaffung einer Musik-Anlage der grösste Wunsch. Nachdem wir im letzten Jahr einen Beamer angeschafft hatten, sind wir jetzt technisch gut ausgerüstet. Eine alte WC-Anlage wurde in ein abschliessbares Materiallager umgestaltet. Ein Schreiner passte ein Gestell ein und einer unserer Angestellten nahm die nötigen Malerarbeiten vor. Eine Gruppe von ‚Friends of Jericho‘ aus Holland trugen dazu bei, dass Zeichenpapier und Malstifte aller Art, Scheren, Bastelkits, Ballone, Spielbälle für Knaben und Mädchen und ein Xylophon, eine Mundharmonika und eine Trommel sicher verwahrt werden können.
Im ersten Halbjahr wurde jeden Freitag in das Mittagessen von 50 – 60 Kinder investiert. Dies war und ist ein hoher Kostenpunkt und führte zu dauernden Diskussionen im Team. Die freiwilligen Helfer sind der Meinung, dass das Essen wichtig ist, weil es für einige Kinder die einzige warme Mahlzeit zu sein scheint. Eine Umfrage bei den Eltern hat ergeben, dass sie nicht bereit oder fähig wären, einen Beitrag an diese Kosten zu leisten. Wir haben allerdings beobachtet, dass gerade die Kinder, deren Eltern nicht bereit sind einen Beitrag an warmes Essen zu leisten, diejenigen sind, die in den Pausen billige Süssigkeiten naschen. Der Entscheid darüber steht noch offen.
Ebenso wichtig und vielleicht nachhaltiger als ein warmes Essen scheint mir die Förderung der Talente, das spielerische Annähern an die persönliche Kreativität und die Ausbildung der sozialen Kompetenzen unserer Kinder zu sein. Lassen Sie mich an einem Beispiel darstellen, wie wir das angehen:
Am 4.7. war hatten wir das Thema ‚Sterne‘. Da konnten wir dank den Bildern der NASA und dem neuen Beamer den Kindern die Schönheit unserer Erde, den Mond und die weiteren Planeten unseres Sonnensystems sowie die Dimensionen und Schönheiten des Universums zeigen. Danach tanzten wir Sternformen und legten uns als Stern hin um still zu werden und etwas auszuruhen. Nach der Pause, malten die Kleineren eine einfache Sternvorlage aus, andere liessen die Farben in einem etwas kompliziertes Stern-Manda zum Ausdruck kommen. Die Grösseren wagten sich an die Kreation ihres eigenen drei-dimensionalen Sterns, den sie mittels Papiervorlage, Falztechnik, Leim unter Mithilfe vollendeten. An westliche Verhältnisse gewohnt, ist es erstaunlich wie wenig Fingerfertigkeit die Kinder hier haben. Jede Bastelarbeit ist eine grosse Herausforderung und braucht Geduld, Durchhaltewillen und manchmal eine Zurechtweisung damit die Arbeit glücklich in den Händen gehalten werden kann.
Danach kam das, was die Kinder und Jugendlichen am meisten begeisterte: Sie durften selber Star sein. In Gruppen bereiteten sie sich für die ‚Bühne‘ vor und brachten ihr Thema vor oder imitierten ihre Stars (von Beckham bis Michael Jackson) durch das Schauspielern oder Karaoke singen. Es wurde viel gelacht und geklatscht und auch die Kleinsten wollten sich zeigen.
Die Kinder wurden angelernt, verschiedene Aufgaben zu übernehmen. Eine ‚To Do‘-Liste, die von allen laufend ergänzt und verändert wird, sagt aus, was getan werden muss. Wer früh dran ist, oder gerade Zeit hat, übernimmt eine der Aufgaben und steckt den Zettel in die ‚Done‘-Spalte. Die Kinder lüften die Räume, reinigen die Wandtafeln, stellen genügend gekühltes Wasser oder Tee zur Verfügung, stellen die Stühle auf, sichern Papier und Schreibstifte usw.
Beim Essen haben wir eine Schöpfgruppe, eine Abräumgruppe und ein Reinigungstrupp. Meistens ist das Nachreinigen ein Fest für die Kinder und es gibt mehr Freiwillige als Aufgaben. Für westliche Ohren mag es befremdlich klingen, dass wir die Kinder für die Arbeit integrieren. Die Kinder lieben die Arbeit, sie sind stolz auf die Verantwortung, die wir ihnen übertragen und sie kommen sogar zwischen den Anlässen vorbei um zu fragen, ob sie etwas helfen können.
Wir sind keine staatliche Schule und wollen auch keine sein. Unser Creative Learning Center ist aus dem Wunsch der Eltern entstanden, ihre Kinder weg von der Strasse hin zu kreativer Freizeit-Beschäftigung zu bringen. Dies haben wir sicher geschafft und die Nachfrage zeigt, dass die Kinder glücklich sind. Wie wir die finanzielle Lage auf Dauer lösen können, ist für uns noch nicht klar. Anfragen für Projekt-Unterstützung wurden jeweils zurückgewiesen weil wir keine zertifizierte Schule und auch kein Heim sind. Für einige der Organisationen und Stiftungen, die wir anfragten, wäre es einfacher gewesen uns ein ganzes Schulhaus zu finanzieren als uns die laufenden Kosten tragen zu helfen.
In Palästina gibt es einige Beispiele wo mit viel Geld eine Schule aufgebaut, eingerichtet und mit Pomp eröffnet wurde. Jetzt steht sie lehr weil man kein Geld für die Gehälter der Lehrer hat, oder die Elektrizität kann nicht bezahlt werden, ein Schloss an der Tür fehlt… So bleibt das schöne neue Schulhaus leer und wird von Tieren übernommen bis es langsam zerfällt.
Deshalb sind wir der Aurelis SA äusserst dankbar für die unkomplizierte Unterstützung und das wiederum in uns gesetzte Vertrauen.
Die fröhlichen Fotos von unseren Anlässen sollen für sich sprechen und Ihnen den Dank der Kinder aussprechen.
In Verbundenheit

Together to One – Friends of Jericho
Susanne Triner und Team







 
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